Ushuaia bis Torres del Paine

 

Am 11. April 2018 verlassen wir Ushuaia wieder zurück Richtung Porvenir. Von hier geht die Fähre nach Punta Arenas in Chile. Vorher steht uns wieder ein Grenzübertritt bei San Sebastian bevor. Es klappt alles reibungslos – lediglich bei den Hundepapieren gewinnt man ein bisschen den Eindruck, als kennt sich keiner so wirklich aus. Zum Glück haben wir sowohl vom Transit- als auch vom Export Papier genügend Kopien. Diesmal möchte der Mitarbeiter der SAG ins Auto schauen. Vor Gizmo hat er Angst und der muss raus aus dem Fahrzeug für die Kontrolle – dafür wird der ängstlichen Herr gleich mal mit einem Riesenschlecker über die ganze Hand begrüßt. Diesmal sind unsere Kartoffeln nicht ok – die nimmt er uns ab.

 

Die Schotterpiste nach Porvenir ist in einem ganz guten Zustand, die Fahrt unspektakulär. Hier decken wir uns im örtlichen Minimarket mal wieder mit Lebensmitteln ein und tanken anschließend Treibstoff und Wasser. Die Fähre geht morgen, also schlagen wir unser Nachtlager in der Nähe des örtlichen Leuchtturms auf – leider auch hier – wie so oft – alles vermüllt.

 

Tags darauf stehen wir bereits um 12.00 Uhr im Fährbüro um unser Ticket zu erwerben – die Fähre geht um 14.00. In der Warteschlange treffen wir dann auf Karlheinz aus Lörrach – er ist seit 24 Monaten alleine durch Nord- und Südamerika unterwegs. Mittlerweile hat er eine Reisebegleiterin – eine Straßenhündin, die sich offensichtlich ihn als Herrchen ausgesucht hat und geblieben ist. Mit den beiden verbringen wir die Überfahrt sowie den Rest des Tages. Unsere Hunde vertragen sich gut und spielen und laufen am Lagerplatz Nähe Punta Arenas. Wir Zweibeiner trinken derweil ein Bier und tauschen Reisegeschichten aus.

 

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege wieder – Karlheinz möchte so schnell wie möglich seine Absetzkabine schweißen lassen und weiter Richtung Norden Argentiniens bzw. Paraguay. Wir möchten Richtung Carretera Austral und zwar mit dem Schiff. Seit 2016 gibt es eine vom Staat geförderte Fährverbindung für die Einwohner Chiles, um den Süden mit dem Norden zu verbinden – dieses Wahlversprechen wurde tatsächlich eingelöst und nun müssen die Chilenen nicht mehr über Argentinien in den Norden ihres eigenen Landes fahren. Touristen können diese Route von Puerto Natales nach Puerto Yungay auch nutzen, zahlen aber um ein vielfaches mehr für sich bzw. ihr Fahrzeug. Da wir den Preis fair finden möchten wir – sofern wir Gizmo mitnehmen können – diese tolle Variante nutzen. Die Fahrt durch die Fjorde soll atemberaubend sein und bietet neben der schönen Landschaft auch die Möglichkeit Wale und Delfine zu beobachten.

 

Bevor wir Punta Arenas verlassen drehen wir noch eine kleine Runde durch den Ort. Schließlich ist Punta Arenas nicht nur die Hauptstadt der Region Magellanes und südlichste Kontinentalstadt der Welt, sie ist auch eine sehr schöne Stadt. Der Friedhof ist der schönste ganz Chiles und spiegelt den Reichtum der Gründerzeit wieder, nicht umsonst ist er zum Nationaldenkmal ernannt worden. Außerdem besichtigen wir den maßstabgetreuen Nachbau des Schiffes der Magellan Flotte, das damals in Südamerika angekommen ist.

 

 

Am 16. April 2018 erfahren wir in Puerto Natales, dass die stattlich geförderten Fähren nach wie vor Richtung Puerto Yungay fahren – aufgrund der Nachsaison aber nur mehr 3x monatlich – und: wir dürfen ein Haustier mitnehmen. Da wir ein Wohnmobil haben, muss Gizmo nicht in die Flugbox. Wer ohne Auto reist braucht eine Box für sein Tier. Perfekt – es ist Montag – das heißt die nächste Fähre geht am Donnerstag. Leider in diesem Fall nicht. Das Fährschiff hatte eine unangenehme Begegnung mit einem Felsen und steht im Dock zur Reparatur – der nächste Termin wäre also eine Woche später. Das bedeutet für uns 10 Tage warten. Hm. Wir wollen die Fahrt durch die Fjorde unbedingt machen, dann ändern wir halt unseren Plan und fahren doch Richtung Torres del Paine in der Zwischenzeit. Da mag sich wohl der eine oder andere wundern, dass wir diesen berühmtesten Nationalpark Chiles auslassen wollten, aber da die Jahreszeit nicht unbedingt ein Garant für schönes Wetter zum Wandern ist und wir zudem einen Hund haben, haben wir uns nach längerer Überlegung entschieden, Torres del Paine nicht zu besuchen. Offensichtlich soll dem nicht so sein, na gut, dann fahren wir halt doch in Richtung des Nationalparks – die Zeit haben wir ja jetzt bekommen.

 

Wir verbringen also die nächsten Tage vor allem im Gebiet um den Park – die Landschaft gefällt uns sehr gut – klar, die Schönheit der Natur beginnt ja nicht erst mit dem Eintritt in den Park. Wir bleiben zuerst direkt auf einer Anhöhe des Lago del Toro zwei Tage lang– die anschließende Zeit an einem anderen netten Plätzchen mit Fluss, kleinem Wasserfall, jeder Menge Wiese und Wald für Gizmo zum Freilaufen. Da wir nun schon da sind wollen wir auch versuchen, in den Park zu kommen. Gleich wie auf Feuerland probieren wir es auch hier mit dem Eintritt in der Nacht. Und ja, es klappt. Wir kommen um ca. 21.30 am Eingang des Torres del Paine an und fragen nach, ob wir um diese Zeit einfahren dürfen. Natürlich, kein Problem. Wir passieren – äh – das war alles? Unser Nachtlager schlagen wir am einzigen versteckten, inoffiziellen Lagerplatz auf, damit wir mit Gizmo raus können. Der ist zwar nicht schön, aber zweckmäßig.

 

Am nächsten Morgen stehen wir sehr früh auf und sind bei Morgendämmerung bereits am Weg Richtung Glaciar Grey. Schließlich wollen wir an einem Tag soviel wie möglich sehen. Leider beginnt es genau heute in Strömen zu regnen und der ganze Lago Grey wird langsam in Nebel gehüllt. Der Rest des Tages ist durchwachsen – immer wieder Regen und starker Wind und stark bewölkt. Wir fahren dennoch die möglichen Routen im Park ab. Entgegen unserer Planung bleiben wir dann doch noch eine Nacht und wollen am nächsten Morgen nochmals zum Lago Grey – vielleicht haben wir Glück und erhaschen doch noch einen Blick bei schönerem Wetter auf den Gletscher. Leider – das schlechte Wetter hält. Wir verlassen den Park wieder Richtung unseres Lieblingsplatzes in der Gegend um Gizmo die ihm versprochene Zeit am Wasser zu bieten. Rückblickend müssen wir zum Park sagen – und wir waren in der absoluten Nachsaison da – die wenigen anderen Touristen können wir an einer Hand abzählen: Die Landschaft ist hier natürlich wunderschön, aber zur Hochsaison wäre uns der Park zu überlaufen – nach der Saison Richtung Winter weiß man natürlich nie, ob das Wetter für Wanderungen passt. Das ist auch der Punkt: für Wanderer ist der Park sicherlich ein Paradies, aber mindestens so schöne Flecken haben wir auf der Reise außerhalb eines Nationalparks schon zahlreiche gesehen. Der Park wird so derart gehyped, da hatten wir uns persönlich sehr viel mehr erwartet – dazu kommen die nicht gerade günstigen Preise, wenn man wirklich mehrere Tage bleibt und konsumiert. Aber wie immer ist das alles eine Geschmackssache und für andere ist der Park eines der wichtigsten Chile Erlebnisse.

 

Eines vielleicht noch als Nachsatz zum Thema Hund und Nationalpark. Wir möchten schon betonen, dass wir die Regeln und Gepflogenheiten in anderen Ländern bzw. im speziellen Fall in Naturparks respektieren. Das Problem, das man aber als mehrjähriger Weltreisender mit (nachweislich gesundem) Haustier hat, dass man es nicht einfach an einem Baum außerhalb der eingezäunten, kostenpflichtigen Natur (=Nationalpark) anbindet und nach einem oder mehreren Tagen wieder abholen kommt. Das hausgemachte Problem mit streunenden und wilden Hunden wie zum Beispiel hier in Südamerika führt leider zu einer Generalisierung, für die es nach unserer Erfahrung bis jetzt keine Ausnahmen gibt – auch nicht für Hunde mit spezieller Ausbildung, wie unserem. Die schiere Verzweiflung und der Wunsch die Schönheiten auf der Reise genießen zu dürfen, lässt einen dann das System mit der gleichen „Flexibilität“ schlagen, wie sie einem auf dem ganzen südamerikanischen Kontinent in allen Bereichen begegnet. Und zur Vollständigkeit: Gizmo war nicht wandern mit uns (erkläre mal deinem Hund, dass er im Auto warten muss, während du jetzt Gassi gehst) – wir haben ihn lediglich in unserem Auto mittransportiert und seine Gassi-Produkte wurden von uns in den in Österreich unter „Hundesackerl“ bekannten Tüten wieder mitgenommen – im Übrigen waren wir von Uruguay bis Chile die einzigen Hundehalter, die derartiges Equipment beim Gassi-Gehen bei sich hatten und wir sind uns ziemlich sicher, das wird sich sobald nicht ändern.

 

 

Am 25. April 2018 finden wir uns zur angegebenen Check-In Zeit am Fährhafen in Puerto Natales ein. Als wir Richtung Fährbüro fahren und kein Schiff da steht, beschleicht uns schon so ein ungutes Gefühl. Die wirklich sehr nette Mitarbeiterin teilt uns mit, dass das Schiff leider immer noch nicht repariert ist, und es bis Sonntag dauern wird, bis wir fahren können. Wieder 3 Tage! Wir sind nicht begeistert, aber was sollen wir tun? Kurzentschlossen fahren wir gleich anschließend und bei beginnender Dunkelheit nochmals die schlechte Piste retour Richtung Torres del Paine zu „unserem“ Lieblingsplatz am Fluss – wir wollen die nächsten Tage einfach nicht an den vermüllten Stränden bei Puerto Natales verbringen, Gizmo soll außerdem noch seinen Spaß haben, bevor es 2 Tage und 2 Nächte aufs Schiff geht.

 

Drei Tage später treffen wir voller Vorfreude wieder einmal am Hafen zum Check-In ein. Frei nach dem Motto „Täglich grüßt das Murmeltier“ steht auch heute keine Fähre da. Als dann auch noch alle anwesenden Mitarbeiter bei unserem Eintreten das Büro verlassen und in sämtliche Himmelsrichtungen verschwinden, ist das ein untrügliche Anzeichen für jeden mit Vertriebserfahrung, dass jetzt geknobelt wird, wer „ES“ uns sagen soll. Im Wartebereich ebenfalls mit uns: lediglich der Fahrer des Treibstoffwagens für die Betankung Fähre und der Fahrer eines Unternehmens, das Skitouren anbietet. Nach ein paar Minuten ist klar wer beim Knobeln gewonnen hat: der Chef persönlich. Er erklärt uns, dass die tolle eigene Fähre noch immer bei der Reparatur ist, aber man bereits eine Fähre hat, die diese Fahrt übernimmt. Die schlechte Nachricht: diese Fähre ist bereits am Weg hierher, aber aufgrund der Wetterverhältnisse wird sie nicht vor morgen eintreffen. Wir müssen ja mittlerweile schon lachen – Welcome to South America! Also bleiben wir die unglaublich stürmische Nacht vor der Tür stehen und hoffen (ich bete), dass das Wetter besser wird. Das Pflaster gegen Seekrankheit hab ich geklebt, aber ob es wirkt?

 


Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
Alle Bild und Textrechte © by Haimo Ziegeleder